Fremdes Vertrauen

Ein Theaterstück von Ruth Schweikert und Werner Rohner

Arta Neziri, die 35-jährige Mutter einer dreijährigen Tochter, wartet im Hotelzimmer auf ihren Mann. Doch der lässt auf sich warten. Dafür tritt Baltasar Hamm – 50 Jahre alt und Vater einer erwachsenen Tochter – ins Hotelzimmer. Zufällig? Zwei Fremde begegnen sich zwischen Minibar und der Erlaubnis zur Einsamkeit. Migrationserfahrungen werden mit der Zürcher Realität verwoben, Fäden von gestern ins Heute gesponnen, Emotionen durch den Fleischwolf gedreht. In dieser theatralen Recherche über das Entstehen von und die Bedingungen für Vertrauen ist nichts so, wie es scheint. Um Vertrauen herzustellen, wird auch gelogen. Darf man das? Und wenn ja, wie oft?

Die raffinierte Ausgangslage dieser Uraufführungsinszenierung: Das Publikum checkt als Hotelgäste im 25hours Hotel ein, trägt Kopfhörer und schaut durchs Fenster direkt in eine Suite im gegenüberliegenden Sheraton Hotel, wo sich Neziri und Hamm begegnen. Wir sind das Visavis. Dazwischen liegt die Stadt, liegt das Licht der Nacht. Sind wir jetzt Voyeurist:innen? Oder sind wir gar schon Teil des Stücks? Wie verbinden sich die intimen Szenen, die sich vor unseren Augen abspielen, mit dem Gehörten und dem Unerhörten? Was macht die Musik (Soundtrack: Bit-Tuner) mit uns?

«Fremdes Vertrauen» funktioniert wie ein Trompe-l’Oeil. Die Perspektive ist ungewohnt verzerrt, die Spannung in Bezug auf das, was mit Neziri und Hamm passieren wird, falls etwas passieren wird, immer greifbar. Geschickt locken uns Schweikert und Rohner auf eine Reise, die uns dazu herausfordert, die meist unsichtbaren Geister zu sehen. Die eigenen und die des Gegenübers.

«Fremdes Vertrauen» beschert einen vielschichtigen, mehrdeutigen Abend. Und wer möchte, darf auch gleich im Hotel übernachten. In Sicherheit, ohne Geisterstimmen, aber mit Gesprächsstoff. Vertrauen Sie uns.

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